Gestern lief mein erster Live Stream auf mehreren Social Media Kanälen. Und obwohl ich nicht damit gerechnet habe, dass viele Menschen den Inhalt sehen würden, so habe ich mich doch über die ersten Kommentare gefreut.
Viele Fragen kamen aber im Nachgang per EMail und die wesentliche Frage war: Warum eigentlich Live Streaming?
Hier sind meine Gedanken dazu.
Was macht André Daus?
Ich mache Projekte
Projekte haben alle einen Anfang und ein Ende, sind also zeitlich definiert. Sie haben immer zum Ziel eine Veränderung herbeizuführen. Diese Veränderung betrifft immer die Menschen. Immer.
Es gibt auch Prozess-Projekte, aber auch die betreffen mehr oder weniger immer Menschen. Natürlich kann es auch um verdeckte Prozesse gehen. Denken Sie an die ganzen Helferlein im Auto. Sie funktionieren idealerweise ohne menschliche Interaktion, aber sie unterstützen im Endeffekt, die Sicherheit, das Fahrgefühl oder den Komfort des oder der Fahrenden. Es muss daher immer der Mensch im Zentrum der Betrachtung stehen.
Warum Live Videos?
Die Frage ist zweigeteilt.
Zum einen warum Video?
Mit Hilfe von Videos kann man sich anderen Menschen zeigen. Es beantwortet die Frage, was ist das für ein Typ, der da über Projekte spricht? Außerdem lassen sich mit Video mehre Sinne gleichzeitig ansprechen.
Man sieht und hört etwas. Ich kann etwas ausdrücken, die Mimik ist ersichtlich, ich kann etwas zeigen, Grafiken, Schaubilder, Videos, Gesten, etc.
Gleichzeitig kann ich es erklären und Gefühle dabei ausdrücken. Man kann also sehen, ob jemand etwas nur so lala macht, oder tatsächlich dafür brennt.
Zum anderen warum Live?
Aufgezeichnete Videos lassen sich perfekt aufbereiten. Wenn etwas nicht wie geplant funktioniert, kann man es erneut machen. Das bedeutet auf der einen Seite viel Aufwand. Auf der anderen aber auch, dass es genau so aussieht, wie man es sich wünscht. Effekte können in der Postproduktion hinzugefügt werden, die Live nur schwer umsetzbar sind (besonders, wenn man allein arbeitet).
Das, was Live mehrere Personen machen müssen, weil es parallel passieren muss, kann man aufgezeichnet nach und nach selbst erledigen. Es braucht dann eben mehrere Durchläufe. Aber es ist eine Einbahnstraße. Es gibt keinen Rückkanal. Erst in den Kommentaren kann man erkennen, ob der Inhalt ankommt, oder nicht. Bei Live Videos kann man auf Kommentare – nun ja – live reagieren und mit anderen Menschen interagieren.
Live Videos zeigen den Menschen besser, weil er nicht aufpoliert wird. Was schief läuft, läuft schief, egal ob Technik, Konzept oder Versprecher. Es ist deutlich näher am persönlichen Treffen, als alles andere.
Kann das jeder?
Ja, prinzipiell schon. Man muss sich aber mit der Technik auseinandersetzen.
Die Frage ist die gleiche wie „Kann jeder Autofahren“? – ja, wenn man das Mindestalter erreicht hat, kann jeder einen Führerschein machen, also lernen wie ein Auto funktioniert und man damit umgehen muss. Das Gleiche gilt für Live Videos.
Außerdem braucht es Technik. Grundsätzlich hat jeder diese schon zu Hause. Es funktioniert schon mit einem einfachen Laptop oder gar Smartphone. Allerdings darf man daraus auch keine Wunder erwarten.
Das ist so ähnlich, wie man mit einem Mofa nicht auf die Autobahn darf. Es würde funktionieren, aber man gefährdet sich selbst und andere.
Was braucht man dafür?
Drei Dinge sind essentiell in der folgenden Reihenfolge:
- Ein Medium, über das man Live gehen, also streamen kann
- Ein gutes Mikrofon
- Eine gute Kamera
Wozu das Medium?
Das ist quasi die Infrastruktur. Im Beispiel mit dem Auto wären das die Straßen. Ohne Straßen kein Auto. Das kann im einfachsten Fall YouTube, Facebook oder LinkedIn sein. Dort kann man unter gewissen Voraussetzungen direkt live streamen. Es erlaubt in der Regel die Übertragung von einem Kanal, nämlich des Sprechers selbst. Nicht mehr, nicht weniger.
Ist das Mikrofon wichtiger, als eine Kamera (ist doch Live Video)?
Ja, auf jeden Fall.
Statistiken zeigen, dass gute Videos mit schlechtem Audio weniger geschaut werden, als schlechte Videos mit Top-Audio. Bei gleichem Inhalt.
Selbst ohne eine Kamera kann ich live gehen. Sogar auf YouTube. Klingt komisch? Machen aber einige Menschen tatsächlich. Das ist dann eher ein Podcast, heißt ganz populär aber auch Twitter Spaces oder Clubhouse. Da gibt es kein Video, nur Audio.
Oder denken Sie an Radio. Das ist nach wie vor ein gerne genutzter Kanal durch alle Bevölkerungsschichten.
Nur Fernsehen ohne Ton ist irgendwie blöd. Wenn Sie nicht gerade eine Pantomimen Show anbieten wollen, kommen Sie nicht ohne Ton aus. Da können Sie besser einen Blogpost schreiben, als nur Video.
Was braucht es denn für ein Mikrofon?
In jedem Fall muss das Mikrofon zum Einsatzzweck passen. Ist es nur vom eigenen Schreibtisch aus, reicht ein USB Mikrofon. Will ich damit auch im Stehen präsentieren, wäre ein Lavalier-/Ansteckmikrofon oder ein Kopfmikrofon besser geeignet. Letzteres ließe sich auch auf einer Bühne verwenden.
Außerdem ist die Frage, ob das Mikrofon sichtbar oder lieber unsichtbar sein soll. Das ist Geschmackssache.
Die eingebauten Mikrofone im Notebook oder Smartphone sind gut zum Telefonieren oder Diktieren (Sprachaufnahmen), aber nicht für Videoübertragungen gleich welcher Art geeignet.
Hochwertige Mikrofone haben einen XLR-Ausgang und benötigen zusätzliche Hardware, um sie an einen Computer anschließen zu können.
OK, was braucht es dann für eine Kamera?
Auch hier muss die Kamera zum Einsatzzweck passen. Die eingebaute Webcam reicht in den meisten Fällen schon nicht mehr aus, wenn man nicht gerade das neueste MacBook hat. Diese Kameras sind wirklich beeindruckend.
Es gibt aber auch externe Kameras, die speziell für Videokonferenzen entworfen wurden. Logitech und Elgato bieten hier tolle Produkte zum erschwinglichen Preis.
Allerdings funktionieren Webcams dann nur so lala, wenn man nicht vor dem Rechner sitzt, sondern steht und einen Vortrag halten möchte. Dafür bieten sich echte Kameras an, die über einen HDMI-Ausgang verfügen.
Ähnlich wie die XLR-Mikrofone brauchen solche Kameras auch eine zusätzliche Hardware, um mit dem Computer verbunden werden zu können.
In der Königsklasse kann man sogar mehrere Kameras verwenden. Das ist dann schon extrem beeindruckend, wenn man live den Kamerawinkel verändern kann, oder auf ein anderes Objekt fokussieren kann. Besonders, wenn man etwas zeigen möchte, was nicht in eine Powerpointpräsentation passt.
Wo kann das zum Einsatz kommen?
Je nach Ausstattung quasi überall.
Am einfachsten geht es natürlich am Büroarbeitsplatz, egal ob zu Hause oder im Büro. Hier muss man nur wenige Strecken zurücklegen, weil man nicht auf einer Bühne steht und seine Ausrüstung in der Regel schon vorbereitet hat. Außerdem ist alles da, was man braucht – man kann nichts zu Hause liegen lassen.
Aber auch unterwegs kann das funktionieren. Mit 4G und 5G kann man schon heute kurze Video Live Streams erstellen. Eine stabile Internetverbindung vorausgesetzt.
Man kann aber auch seine Präsentation beim Kunden an dessen andere Standorte streamen. Oder auch auf Events nutzen, um Vorträge einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen zu können. Dabei braucht es aber in der Regel Hilfe, denn auf der Bühne kann man nicht wie am heimischen Arbeitsplatz noch an der Übertragungstechnik basteln.
Ist es für jeden geeignet?
Es gibt quasi vier Situationen bzw. ich teile das in vier Kategorien ein.
Ich kann es selbst machen
Die Antwort ist einfach, dann machen Sie es. Probieren Sie es aus.
Ich kann es nicht selbst, will es aber lernen.
Kein Problem. Es gibt hierzu hervorragende Selbstlernkurse auf YouTube, es gibt Workshops dazu und auch ich kann Ihnen dabei helfen. Melden Sie sich einfach.
Es braucht hier nur Zeit, etwas Investition und den Willen etwas zu lernen.
Kein Interesse
Ich habe kein Interesse, es selbst zu machen, und brauche jemanden, der das für mich tut.
Das ist ebenfalls kein Problem. Es gibt Anbieter, die Ihnen helfen ein eigenes Homestudio aufzusetzen, dass genauso funktioniert wie eine normale Videokonferenz. Diese wählen die passenden Komponenten aus, bauen die auf, erklären wie es funktioniert, und führen die Wartung durch.
Es gibt andere Anbieter, die führen einzelne Live Videos für Sie durch im Rundumwohlfühlpaket bis hin zu hollywoodreifen Events mit Multikamera und Full-HD Übertragung.
Der Flaschenhals ist hier in der Regel das Budget.
Ich verzichte ganz darauf.
Da ist die Antwort wieder einfach. Lassen Sie es. Es ist keine zwingende Voraussetzung für das Business, auch wenn viele Menschen das behaupten. Das ist genauso wie zu behaupten, dass alles nur noch digital ist.
- Nur meine Uhr ist es nicht.
- Das Büro hat immer noch Papier.
- Bücher sind immer noch Bestseller (auch gedruckt).
- Es gibt Trends „back to the roots“, mehr Nachhaltigkeit.
Fazit
Sind Sie schon live oder planen Sie, das zu tun? Schreiben Sie mir, ich bin gespannt!